MAKE – Vom Baumwollfeld bis zum Kleiderbügel

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Ein nachhaltigeres Produkt fängt bereits beim Design und der Materialauswahl an. Um die menschen- und umweltrechtsbezogenen Risiken für Materialien zu erkennen und zu minimieren, führen wir umfangreiche Risiko- und Hintergrundanalysen durch. Zuletzt fand eine solche Analyse Ende 2021 statt, um wesentliche soziale, ökologische und ökonomische Risiken zu identifizieren und zu priorisieren. Auf Basis dieser Analyse haben wir konkrete Zielvorgaben und Maßnahmen für die S.OLIVER GROUP sowie ihre einzelnen Marken formuliert. Um sicherzustellen, dass unsere Produkte auch den definierten Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen, setzen wir international anerkannte Standards und Zertifizierungen ein. 

In regelmäßigen Abständen prüfen wir die Zielerreichung sowie die Wirksamkeit der Maßnahmen und passen diese bei Bedarf an. So wollen wir beispielsweise mittelfristig 100 % unserer Baumwolle für den Oberstoff aus nachhaltigeren Quellen beziehen und den Anteil recycelter Polyester-Fasern auf 75 % erhöhen.

Produktanforderungen
Definition "nachhaltigere Produkte"
Zielsetzung
Aktueller Material- und Fasereinsatz
Produktanforderungen

Alle unsere Produkte erfüllen unsere ökologischen und sozialen Mindestanforderungen an Material und Herstellung: von Sozial- und Sicherheitsstandards bis zum Chemikalienmanagement und Tierwohl.

Ein nachhaltiges Produkt muss viele verschiedene Anforderungen erfüllen — was gar nicht so einfach ist.  Deshalb haben wir Anforderungen definiert, die für uns nachhaltigere Produkte erfüllen müssen. Diese Kriterien werden zweimal jährlich auf ihre Aktualität und Gültigkeit überprüft.  

PFLANZLICHE FASERN & MATERIALIEN

Baumwolle

Baumwolle macht fast die Hälfte unseres Produktportfolios aus und zählt somit zu unseren bedeutendsten Fasern. Der Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle sind allerdings mit sozialen und ökologischen Risiken verbunden. Dazu zählen unter anderem Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Gesundheitsrisiken durch den Einsatz von Pestiziden und Chemikalien, geringe Löhne sowie ein hoher Verbrauch von Wasser.  

Umso mehr achten wir deshalb bei der Beschaffung auf Kriterien der Nachhaltigkeit. Mittelfristig wollen wir Baumwolle aus 100% verantwortungsvolleren Quellen für den Oberstoff unserer Produkte beziehen.

MASSENBILANZIERUNG

In der Massenbilanz halten sich Rohstoff und Endprodukt die Waage

Unsere Suppliers kaufen eine bestimmte Menge an Baumwolle, die für die Herstellung unserer Ware benötigt wird, über die Initiativen CmiA und BCI ein. Bei der Weiterverarbeitung kann es sein, dass diese Baumwolle dann mit gewöhnlicher Baumwolle gemischt wird. Das heißt, dass das finale Produkt nicht zwingend vollständig aus Baumwolle der Initiativen besteht. Wichtig ist allerdings, dass die dem Produkt entsprechende Menge Baumwolle aus verantwortungsvolleren Quellen stammt und in unsere Lieferkette gelangt. Dies ist ausgeschlossen in den Modellen Hard Identity Preserved, Bio und für recycelte Baumwolle, die physisch im Endprodukt gesichert vorhanden ist.

PFLANZLICHE FASERN & MATERIALIEN
Diese Baumwolle setzen wir ein

Ein wichtiger Partner im Bereich Baumwolle ist Better Cotton. Anbaubetriebe, die für den Verkauf von Better Cotton in der Lieferkette lizenziert sind, müssen soziale und ökologische Mindestkriterien erfüllen und diesbezüglich kontinuierlich Verbesserungen nachweisen. Im Umweltbereich zeichnet sich Better Cotton beispielsweise durch reduzierten Pestizideinsatz, bessere Wassereffizienz und eine Anbauweise aus, die auf den Erhalt von Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt achtet. Eine Übersicht über die Better Cotton-Kriterien findest du hier. Die Baumwolle wird auf Basis des Massenbilanzsystems in die Lieferkette eingespeist.  

Im Rahmen von Cotton made in Africa (CmiA), einer Initiative der Aid by Trade Foundation, beziehen wir seit 2009 verantwortungsvollere Baumwolle aus Afrika. Für den Anbau der Baumwolle sind klare Umwelt- und Sozialkriterien definiert. So ist beispielsweise der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut untersagt und die Verwendung von Pestiziden und Herbiziden stark reguliert. Die Baumwolle kann über das Modell der Massenbilanzierung, Hard Identity Preserved oder als Bio-Baumwolle bezogen werden. Die S.OLIVER GROUP setzt Cotton made in Africa nach dem Massenbilanzierungssystem ein.

Darüber hinaus engagiert sich die Initiative in sozialen Projekten – unter anderem im Bereich Frauenförderung, Bildung oder Gesundheit – und investiert Einnahmen für Lizenzgebühren in die Anbauregionen der Baumwolle. 

Wir verwenden recycelte Baumwolle, um auf bereits genutzte Materialien zurückzugreifen und somit weniger neue Materialien zu produzieren. Die recycelte Baumwolle stammt zum Beispielaus gebrauchter Kleidung oder Haushaltstextilien. Wir verlassen uns dabei auf etablierte Zertifizierungssysteme, zum Beispiel von Textile Exchange, um sicherzustellen, dass unsere Produkte tatsächlich recycelte Baumwolle enthalten.  

Im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle hat Bio-Baumwolle sowohl eine positive Auswirkung auf die Umwelt und die Biodiversität als auch auf die Gesundheit der Farmer:innen. Im Anbau von Bio-Baumwolle wird auf den Einsatz von künstlichen Düngemitteln, Pestiziden und Herbiziden verzichtet. Gleichzeitig muss ein Fruchtwechsel eingehalten werden, sodass abwechselnd verschiedene Kulturen auf der Agrarfläche angebaut werden. Dadurch wird die Bodenfruchtbarkeit verbessert und der Humusanteil erhöht, sodass der Boden mehr CO2 aufnehmen kann. Zudem dürfen keine chemischen Entlaubungsmittel eingesetzt werden, die die maschinelle Ernte der Baumwolle erleichtern, aber potenziell gesundheitsgefährdend sind.  

Um sicherzustellen, dass in unseren Produkten auch Bio-Baumwolle enthalten ist, nutzen wir etablierte Standards, zum Beispiel von Textile Exchange, zur internen Absicherung in unserer Lieferkette. Dies schafft Verlässlichkeit vom Rohmaterial über das Garn bis hin zum Endprodukt.  

Durch den Aufbau einer direkten Lieferkette für Bio-Baumwolle, gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen, wollen wir den Bezug von Bio-Baumwolle noch besser steuern, mehr Transparenz über die Herkunft erlangen und Farmer:innen aktiv dabei unterstützen, auf biologische Anbaumethoden umzusteigen.  

TIERISCHE FASERN & MATERIALIEN
Von Wolle bis Leder

Tierische Fasern und Materialien machen einen kleinen Teil in unserem Produktportfolio aus. Dennoch ist es wichtig, konkrete Vorgaben zu machen, denn hier bestehen insbesondere Risiken für das Tierwohl. Tierische Fasern und Materialien, für die wir das Tierwohl nicht sicherstellen können, haben wir aus unserem Produktportfolio ausgeschlossen.  

Dazu zählen Echtpelz, Mohair und Angora.  



Wolle zählt zu unseren wichtigsten tierischen Materialien. Unsere Tierschutzrichtlinie untersagt den Einsatz von Wolle, die von Schafen stammt, an denen Mulesing praktiziert wurde. Das bedeutet, dass Hautstreifen zur Vorbeugung eines Fliegenbefalls entfernt wurden. Dies geschieht häufig ohne Schmerzlinderung.  

Zusätzlich setzen wir Wolle unter Berücksichtigung von Tierwohl-Kriterien sowie recycelte Wolle ein. Dies ist abgesichert durch international anerkannte Standards, zum Beispiel von Textile Exchange. 

Mittelfristig wollen wir erreichen, dass unsere Schafwolle zu 100 % aus verantwortungsvolleren Quellen stammt. 

Seit 2021 sind wir der Initiative The Good Cashmere Standard® (GCS) beigetreten, die ebensowie Cotton made in Africa zur Aid by Trade Foundation gehört. Im Mittelpunkt von GCS steht das Tierwohl, um die Haltung der Kaschmirziegen zu verbessern. Darüber hinaus befasst sich der Standard mit sozialen, ökonomischen und ökologischen Kriterien, um das Leben der Farmer:innen zu positiv zu verändern und negative Umweltauswirkungen mindern.  

Unsere Tierschutzrichtlinie untersagt den Einsatz von Federn und Daunen aus Lebendrupf sowie von Gänsen, die für die Stopfmast gehalten wurden. Zudem setzen wir recycelte Daunen ein. Neu gewonnene Daunen beziehen wir zunehmend aus zertifizierten Lieferketten, um eine verantwortungsvollere Beschaffung sicherzustellen. Diese schließt die Elterntierfarm ein.

Gemäß unserer Tierschutzrichtlinie setzen wir ausschließlich Leder ein, das als Nebenprodukt der Fleischproduktion entsteht. Gleichzeitig verbieten wir die Verwendung von Exotenleder und Leder von gefährdeten Arten. 

2021 ist unsere Marke LIEBESKIND BERLIN der Leather Working Group (LWG) beigetreten. Dies verschafft uns mehr Transparenz in unserer Leder-Lieferkette.  

Ab sofort setzt LIEBESKIND BERLIN ausschließlich Leder von LWG-zertifizierten Gerbereien ein. Dadurch werden im Gerbeprozess, der besonders durch den hohen Einsatz von Chemikalien, Wasser und Energie geprägt ist, Ressourcen geschont und Umweltauswirkungen reduziert. 

Wir bieten schon heute eine breite Auswahl von Produkten aus nicht-tierischen Materialien an. Unser Ziel ist, dieses Angebot zukünftig noch weiter auszubauen. Um dabei neben der Qualität auch nachhaltige und umweltfreundliche Faktoren zu berücksichtigen, befasst sich unsere Produktentwicklung kontinuierlich mit innovativen Materialalternativen. 

Zellulosebasierte Fasern und Materialien
Zellulosefasern

Zellulosefasern, wie zum Beispiel Viskose, Modal oder Lyocell, werden aus nachwachsenden Rohstoffen, insbesondere Holz, hergestellt. Sie zeichnen sich im Gegensatz zu anderen künstlichen Fasern wie Polyester dadurch aus, dass sie aufgrund ihrer Zellulosebasis biologisch abbaubar sind.  

Allerdings verbergen sich Risiken in der Lieferkette im Ursprung der Zellulose, der Rodung von Bäumen und im Aufbereitungsprozess des Materials. Dieser Prozess ist aufgrund des Einsatzes von Chemikalien und des Verbrauchs von Wasser und Energie besonders ressourcenintensiv.  

Mittelfristig wollen wir 100 % der verwendeten Zellulosefasern aus verantwortungsvolleren Quellen beziehen. Dafür arbeiten wir insbesondere mit den Markenfasern von Lenzing und BIRLA CELLULOSE™.

Die LENZING™ ECOVERO™ Viskosefasern von Lenzing stammen aus zertifizierter und kontrollierter Forstwirtschaft und tragen aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit das EU Ecolabel. Die Herstellung der LENZING™ ECOVERO™ Fasern hat eine geringere Umweltbelastung als Standardviskose – die Emissions- und Wasserbelastung sind bis zu 50% geringer.

Ähnlich verhält es sich bei der Produktion der Modal- und Lyocellfasern, die unter der Marke TENCEL™ geführt werden. 

Für die Herstellung von Lyocell verwendet Lenzing nicht nur zertifiziertes Holz, sondern auch Stoffreste aus dem Zuschnitt von Baumwollbekleidung der Textilindustrie. Mittels REFIBRA™ Technologie wird das Rohmaterial zu neuen TENCEL™ Lyocellfasern verarbeitet, wodurch sich der Einsatz von Rohstoffen und Energie wesentlich reduzieren. 

TENCEL™, REFIBRA™, LENZING™ und ECOVERO™ sind Marken der Lenzing AG. 

Ebenso ist unser Partner Birla Cellulose™ auf die Gewinnung von Fasern aus Holz spezialisiert. Für LIVAECO™ kommt ausschließlich Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft für die Herstellung der Zellulosefasern zum Einsatz. Dies ermöglicht eine Rückverfolgung bis hin zum Ursprung. Im Herstellungsprozess wird im Vergleich zu anderen nicht zertifizierten Naturfasern sowohl der Wasserverbrauch als auch der Ausstoß von Treibhausgasen stark reduziert. 

Synthetische Fasern und Materialien

Polyester

Polyester hat den größten Anteil an unseren synthetischen Fasern und Materialien. Umwelt- und soziale Risiken bestehen hier insbesondere in der Förderung der Rohstoffe, zu denen unter anderem Erdöl gehört. Die eingesetzten Rohstoffe sind nicht erneuerbar. Umso wichtiger ist, dass wir auf weniger neues Polyester zurückgreifen und insgesamt unseren Einsatz an synthetischen Materialien reduzieren.  

Mittelfristig streben wir an, dass 75 % unseres eingesetzten Polyesters zertifiziert recycelt ist. Indem wir recyceltes Polyester anstelle von neu hergestellten Polyesterfasern nutzen, halten wir die Fasern länger im Stoffkreislauf. Zusätzlich werden keine neu gewonnenen Ressourcen eingesetzt. Das recycelte Polyester wird beispielsweise aus PET-Flaschen hergestellt oder aus Altkleidung gewonnen.